Oldtimer-News: Ferrari 250 LM von Artcurial für über EUR 15 Millionen verkauft (2024)

Um 18:00 begann die Versteigerung eines einzigen Autos am Donnerstag, den 16. Juli 2023 am Hauptsitz von Artcurial in Paris. Der Auktionator eröffnete bei EUR 10 Millionen, schnell waren 14 Millionen erreicht. Nach zehn Minuten war klar, dass ein Telefonbieter den Zuschlag für EUR 14 Millionen erhalten hatte, die wenigen Zuschauer vor Ort klatschten, Ende der Auktion.

Inklusive Aufpreis hatte der gemäss Artcurial nie in Rennen eingesetzte Ferrari 250 LM von 1964 mit Chassisnummer 5901 für EUR 15,771 Millionen den Besitzer gewechselt.

Wenger Ferrari 250 LM als 250 GTO gebaut

Nur 32 Ferrari 250 LM wurden insgesamt ab 1963 gebaut, der berühmteste von ihnen siegte mit Masten Gregory und Jochen Rindt am Steuer 1965 in Le Mans. Es handelte sich um den letzten Gesamtsieg von Ferrari bei den 24 Stunden von Le Mans bis im Juni 2023!

Der versteigerte Wagen (Artcurial)

Die vollständige Geschichte des Ferrari 250 LM mit Chassis 5901 wurde von dem Ferrari-Spezialisten Marcel Massini aufbereitet und dokumentiert. Laut der Baukarte für diesen 250 LM wurde sein Rohrrahmen am 24. Juni 1964 an die Carrozzeria Scaglietti in Modena geliefert. Am 18. September 1964 erfolgte die Endmontage des Motors durch den Mechaniker Baschieri unter der Aufsicht des Vorarbeiters Amos Franchini. Franchini war es auch, der die Montage des Getriebes überwachte, die am 23. September von Ivo Giusti abgeschlossen wurde.

Die offizielle Bestellung von Luigi Chinetti, dem Besitzer des N.A.R.T.-Rennstalls und Ferrari-Importeur mit Sitz in New York, datiert auf den 6. November 1964; am 14. November folgt die Rechnung des Herstellers. Am 20. November wurde der Wagen in den Hafen von Livorno gebracht und auf das Frachtschiff Maria Costa" verladen, das dann nach New York fuhr. Nach seiner Ankunft verkaufte Chinetti den Wagen an den ersten Besitzer, Raymond John Augusterfer aus Philadelphia.
Am 5. und 6. Februar 1966 wurde der 250 LM vom N.A.R.T.-Team als Ersatzwagen bei den 24 Stunden von Daytona eingesetzt, aber da keines der teilnehmenden Autos einen Schaden erlitt, blieb er im Fahrerlager und nahm nicht am Rennen teil.

Im folgenden Jahr kaufte Chinetti den Wagen zurück, bevor er ihn 1968 an George Arents aus Warren und 1969 an Walter und Irene Young aus Wilton verkaufte. Nachdem der Wagen durch Kirk F. White Motorcars in Philadelphia gegangen war, wurde er am 29. Juni 1970 von William B. Rearden (aus Villanova, Pennsylvania), im Austausch für seinen Ferrari 330 P Spider und die Summe von 16.500 $ übernommen. Rearden behielt ihn acht Jahre lang. Der Wagen erschien in Ausgabe 37 von Prancing Horse, der Zeitschrift des Ferrari Club of America, neben dem 330 LMB und dem Dino 246 GTS in seiner Sammlung. Er wurde auch bei der Jahresversammlung des Ferrari Clubs in Lime Rock am 1. Juni 1974 gezeigt und bei der Ferrari-Parade vor dem Start des Formel-1-Rennens in Watkins Glen am 5. Oktober 1975 gefahren.

Im Februar 1978 verkaufte Rearden seine 250 LM Nr. 5901 an Robert Bodin aus Minneapolis, der ihn als "CWR 118" in Minnesota registrierte. Bodin zeigte den Wagen am 25. Juni 1978 auf dem vierten Jahrestreffen des Ferrari Club of America in Road Atlanta und fuhr ihn im Juni des folgenden Jahres erneut dort. Nach einigen Restaurierungsarbeiten verkaufte er den Wagen am 16. Januar 1982 an Joseph Rosen aus Patchogue (New York), der ihn mit dem Kennzeichen "FIAT-X-19" registrierte. In den folgenden zehn Jahren nahm Rosen den Wagen regelmäßig an Treffen und Concours-Veranstaltungen des Ferrari Club of America oder an historischen Rennveranstaltungen wie denen in Laguna Seca, Elkhart Lake oder Mosport teil.

Im September 1995 wurde die Nr. 5901 von Ferrari of San Francisco zu einem Preis von 1.600.000 $ zum Verkauf angeboten. Über diesen Händler gelangte der Wagen in die Sammlung von Massimo Ferragamo, dem Sohn des Gründers des Modehauses Ferragamo, der zu dieser Zeit CEO des Unternehmens in den USA war und in New York lebte. Ferragamo verkaufte ihn im November 1997 an den führenden Sammler und Hotelbesitzer Mody Enav in Genf. Der Wagen wurde dann an den Ferrari-Spezialisten DK Engineering in England geschickt, der ihn in den Jahren 1998 und 1999 komplett restaurierte. Er erhielt das britische Kennzeichen "619 TOD". Nachdem er im Juni 1999 auf dem Louis Vuitton Concours d'élégance im Hurlingham Club vorgestellt worden war, wurde er im März 2002 an Jean Guikas verkauft, der ihn noch im selben Jahr an einen führenden europäischen Sammler weiterverkaufte.

Sein neuer Besitzer benutzte ihn 20 Jahre lang kaum und legte seit seiner Restaurierung durch DK nur etwa 2000 km zurück.

Der Wagen wurde kürzlich von Ferrari Classiche in Italien inspiziert, was zu einem vollständigen 'Technical Report' mit Datum 19. Juli 2022 führte. In diesem Bericht wird darauf hingewiesen, dass die Motornummer nicht richtig eingestanzt ist, dass aber der numero interno völlig korrekt ist. Die einfache Erklärung ist, dass bei der Oberflächenbehandlung einer der beiden Kopfdichtungsebenen des Blocks die Motornummer auf dieser Ebene ausgelöscht wurde, während die interne Nummer unangetastet blieb. Die Nummer wurde daher neu gestempelt, was vom Werk mit dem Stempel "Ferrari Classiche" neben der Nummer beglaubigt wurde. Für die Ausstellung des roten Buchs (Ferrari Classiche Zertifikat) sind noch minimale Eingriffe nötig (Bremsscheiben, originale Auspufftöpfe).

Angebotene und verkaufte Fahrzeuge

Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.